Die Genießerregionen

211 Doch was war zuvor geschehen? Seit 1936 lag mit der Geschichte von Rudolf Spinners Groß- mutter Katharina, die am 9. März 1944 in Auschwitz ums Leben kam, ein tragisches Schicksal auf dem Hof. Katharina Fallert († 9.3.1944) und ihr Ehemann Karl Fallert († 3.2.1933) lebten und arbeiteten auf dem Seppelshof. Sie hatten sechs Kinder, ihre zweitälteste Tochter war Brigitte (1925–2015). Josef, der älteste Sohn, starb am 12.1.1939 an einer Blutver- giftung. Schon in den 1920er Jahren, der Blütezeit des Fremdenverkehrs im Nordschwarzwald, hatten Katharina und Karl Fallert 1926 in schönster Lage neben dem Hof eine Pension gebaut und beherbergten die ersten Feriengäste. Als Karl 1933 tödlich beim Treppenabgang zum Vorratskeller stürzte, beschuldigten die Nazis seine Ehefrau Katharina und verurteilten sie 1936 zur Gefängnisstrafe. Obwohl sie immer die Unschuld beteuerte, wurde sie nach acht Jahren Gefängnis (1936-1944) in verschiedenen Haft- und Frauen- zuchtanstalten nach Auschwitz deportiert, wo sie 1944 ums Leben kam. Einmal kam ein Lichtblick, als die Kinder hörten, die Mutter solle wegen guter Führung entlassen werden. Doch kurz vor Kriegsende hieß es dann, sie sei wegen poli- tischer Äußerungen nach Auschwitz gekommen. Von 1936 bis Ende 1945 war der Hof in fremden Händen, die fünf Waisenkinder mussten vom Hof und wurden bei ande- ren Familien untergebracht. Dem Vormund der fünf Kinder, dem Großonkel Josef Fallert, damaliger Reichsbahninspek- tor, ist es zu verdanken, dass der Hof der Familie erhalten blieb, bis eines der Kinder sich verehelichte. Als Brigitte Fallert 1946 den Kriegsheimkehrer Albert Spinner heiratete, kam der Hof endgültig in die Familie zurück. Seitdem wurde der Hof in „Spinnerhof“ umbenannt. In mühevoller Arbeit bauten Brigitte und Albert Spinner den Hof wieder auf. Bereits 1955 konnten sie wieder Gäste bewirten.

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