Die Genießerregionen

21 Das Kinzigtal gab dem im Ortenaukreis am meisten verbreiteten Haustyp gar seinen Namen. Die ältesten wissenschaftlich untersuch- ten „Kinzigtäler Häuser“ in den Talschaften des Kirn- bachs, der Kinzig und der Gutach datieren auf vor 1600. Bis weit ins 20. Jahr- hundert hinein behielt der Kinzigtäler Haustyp mit nur wenigen Modifikationen in Aufbau und Erscheinungsbild seine grundsätzliche Gültig- keit. Diese außergewöhnliche Beständigkeit zeigt, dass unsere Vorfahren offenbar ein geniales Modell ersonnen hatten. Trotz seiner verblüffenden Einfachheit konnten damit enorme Bauaufgaben in schwierigen Lagen bewäl- tigt und diese Häuser später über Generationen von ihren Besitzern in Eigenleistung einfach unterhalten werden. Die damaligen Bauherren bedienten sich einiger guter Ideen und Erfahrungen aus schon früher urbar gemachten Land- strichen im Umfeld des Schwarzwaldes – einerseits Fränkisch- Hohenlohe, andererseits Oberschwaben – und entwickelten daraus und aus den Baumstämmen ihrer Tannen- und Eichen- wälder ein neues Ganzes. Der kompakte Schwarzwaldhof bildet den Gipfel einheimischer Holzbaukunst, die weltweit ihresgleichen sucht. Ein Multifunktionsbauwerk in moderner, tatsächlich schon damals standardisierter Skelettbauweise, perfekt an seine Umgebung angepasst, maximal ressourcen- schonend in Errichtung und Unterhalt. Unter seinem ausla- denden Dach gewährt das Hofgebäude Menschen und Tieren, Vorräten und Gerätschaften Schutz, bildet gleichsam Lebens- wie Arbeitsraum, und ermöglicht so den Großfamilien über viele Generationen ihr Überleben auch in rauen Höhenlagen. Ein solcher zwischen 1550 und 1930 erbauter Schwarzwald- hof bestand ursprünglich aus lediglich zwei hauptsächlichen Baumaterialien aus der unmittelbaren Umgebung: Zum geringeren Teil aus Bruchstein für den Sockel und die erd- berührenden Wände, zum anderen in allererster Linie aus Holz für das Traggerüst, die Wände, Böden, Türen und Lorenzenhof Liefersberger Hof Tenne Ritterhof

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