Die Genießerregionen

22 Fenster sowie alle Einbauten und die Dachdeckung – die in tieferen Lagen aller- dings auch aus Stroh sein konnte. Dazu kommt etwas Lehm und Weidengeflecht für das Rauchfang-Gewölbe in der Küche, Stein und Keramik für den Kachelofen, etwas Kalk für die Kellergewölbe und den Sockelputz – und bis hierhin ist das alles wieder kompostierbar. Am Ende brauchte es noch ein bisschen Fenster- glas sowie die drei Metallschlösser der Haustür und der überlebenswichtigen Vorratsräume, also des Kartoffelkellers und des Kornkastens. Kein einziger Eisen- nagel, nirgendwo ein Scharnier: Türen und Tore verfügen über Holzgewinde und hölzerne Schliessen. Echten Bausachverstand benötigten beim Aufbau eines solchen Riesengebildes neben dem Ofenbauer für die diversen Feuer- stellen nur die Zimmerleute für die enorm ausgeklügelte, aber in ihren Einzel- teilen wenig komplizierte und daher später für den Bauern reparaturfreundliche Holzkonstruktion. Nichts an dieser Ikone der Schwarzwälder Kulturlandschaft ist baukünstlerisch gewollt, alle Form entsteht aus der Funktion, und zwar derart vollendet, daß wir es unwillkürlich schön finden. Wer zum Beispiel einmal in einem restaurierten Hof Kinzigtäler Bauart unter dem weit und flach gespannten Holzgewölbe der großen Wohnstube stand, spricht künftig ehrfürchtig vom Bauern-Adel. Dabei ist diese leicht gewölbte Konstruktion aus Vollholz einfach nichts anderes als die materialsparendste, dich- test gefügte und damit cleverste Art, eine Fläche von bis zu 50 Quadrat- meter statisch zu überspannen: Intelligente low-tech der Schwarz- wälder Holz-Tüftler. Auf solche Vorfahren kann man stolz sein. Liefersberger Hof Talseite Liefersberger Hof Eingang Kinzigtäler Haus Grundriss und Schnitt

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